Was ist eine Kur?
Was ist eine Kur? Der Begriff Kur leitet sich vom lateinischen Wort cura ab. Das bedeutet Fürsorge oder Pflege. Das ist bereits ein wichtiger Indikator dafür, was einer Kur ist und was dabei passiert: Während seines mehrwöchigen Aufenthalts erhält der Patient verschiedene Heilanwendungen, die ihn stärken, einer Erkrankung vorbeugen oder ihn bei der Genesung aus einer Krankheit unterstützen. Diese Therapien finden in Kurorten oder Heilbädern statt. Diese haben aufgrund von besonderen Eigenschaften diese Auszeichnung erhalten. Die Eigenschaften können zum Beispiel in der besonderen Qualität der Luft (Luftkurort) oder des Klimas (Heilklimatischer Kurort) begründet sein.

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Eine Kur zielt darauf ab, den menschlichen Organismus durch den Einsatz von größtenteils natürlichen Heilmitteln und -methoden positiv zu beeinfussen. Diese naturnahen Methoden sind eng mit de Gegebenheiten vor Ort verknüpft. Aufgrund der naturnahen Heilungsstrategie spielen die geografischen, geologischen und klimatischen Bedingungen also eine große Rolle. Nicht zuletzt die Entfernung vom alltäglichen Umfeld soll die Wirkung verstärken.
Bei den Anwendungen, die der Patient während einer Kur erfährt, wird zwischen allgemeinen und speziellen Methoden unterscheiden. Allgemeine Methoden sind nicht direkt auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Patienten abgestimmt. Sie sind ein Rahmen, der mehr oder weniger für alle Patienten gilt. Darunter fallen unter anderem, auf eine gesunde Ernährung zu achten, Genussmittel ganz aus dem Tagesablauf zu streichen oder sie auf ein minimales Maß zu reduzieren. Eine weitere allgemeine Methode ist, den Tagesrhythmus der Patienten zu harmonisieren. So erhält der Tag eine feste Struktur. Das ist zum Beispiel für die Patienten von Bedeutung, die zur Entgiftung eine Kur absolvieren. Personen, die sich in einer Abhängigkeit befindet, entgleitet nicht selten die Kontrolle über den Tagesablauf.
Die speziellen Methoden sind hingegen darauf ausgerichtet, die jeweiligen Leiden, Beschwerden oder Risiken der Patienten zu therapieren. Hier unterscheiden sich die Anwendungen zum Teil stark voneinander. Doch das heißt nicht zwangsläufig, dass die angewandten Methoden exklusiv nur bei einem Krankheitsbild zuträglich sind. Beispielsweise kann eine Kneippkur bei vielen Indikationen angewendet werden. Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen ebenso dazu wie vegetative Störungen, orthopädische Erkrankungen oder eine Abwehrschwäche.
Selbst wenn Patienten mit der in der Kur angewendeten Therapiemethode zuvor keinen spürbaren Fortschritt erzielen konnten, sollten sie diesen Ansätzen in der Kur eine Chance geben. Die veränderten Bedingungen im Kurort oder Heilbad können dazu führen, dass der Organismus besser auf die Therapie reagiert.
Welche Indikationen ermöglichen eine Kur?
Es gibt eine große Zahl von Indikationen, die eine Kur ermöglichen. Diese reichen von Übergewicht über Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes bis hin zur Erholung von einer Krebs-Therapie. Indikatoren können psychologischer oder physiotherapeutischer Natur sein. Eine Kur muss von einem Arzt verordnet werden. Ist das der Fall, besteht die Chance, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Doch eine einzelne Indikation ist meist nicht ausreichend, damit der behandelnde Arzt die Notwendigkeit einer Kur sieht. Entweder schließt sich eine Kur unmittelbar an den Aufenthalt in einem Krankenhaus an und sie dient somit zur vollständigen Wiederherstellung des Patienten oder der Patient leitet schön längere Zeit an der Krankheit. In diesem Fall muss allerdings beachtet werden, dass andere Therapiemöglichkeiten bereits ausgeschöpft sind.
Hat der Arzt die Entscheidung getroffen, einen Antrag an die Krankenkasse zu richten, übernimmt dort der medizinische Dienst die Prüfung. Krankenkassen lehnten in den letzten Jahren vermehrt die Kostenübernahme ab. Doch die Praxis zeigt, dass es sich lohnt, gegen die Ablehnung einen Einspruch einzulegen. Wenn Patienten diesen ausreichend begründen, kann dies möglicherweise eine veränderte Bewertung der Situation nach sich ziehen. Bei der Antragsstellung und bei der möglichen Formulierung eines Widerspruchs ist darauf zu achten, dass die besonderen klimatischen, geografischen und thermischen Umstände als ein wichtiger Baustein der Therapie genannt werden. Dann diese lassen sich in der Regel nicht durch eine ambulante Kur am Wohnort des Patienten reproduzieren.
Was ist eine ambulante Kur?
Zunächst muss zwischen einer ambulanten und einer stationären Kur unterschieden werden. Eine ambulante Kur sieht vor, dass Patienten selbst für die Unterkunft in einem Kurort sorgen. Sie nehmen die Anwendungen ambulant wahr. Das bedeutet, dass sie nach den Anwendungen durch den Kurarzt wieder entlassen sind, bis die nächste Therapiesitzung ansteht. Eine ambulante Kur dient ausschließlich der Vorsorge. Deswegen trägt diese Art der Therapie seit einigen Jahren im offiziellen Sprachgebrauch diese Bezeichnung. Bei einer ambulanten Kur werden lediglich die Kosten für die Behandlungen von der Krankenversicherung übernommen. Außerdem muss beachtet werden, dass der Patient in dieser Zeit nicht krankgeschrieben ist. Ein Patient, der in einem regulären Arbeitsverhältnis steht, muss also für die Zeit der Kur Urlaub beantragen.
Da der Patient die Kosten für die Unterbringung selber trägt, kann er den Kurort frei auswählen. Dabei sollte er allerdings auf die jeweiligen Fachrichtungen der behandelnden Ärzte achten. Alleine in Deutschland gibt es mehr als 350 Kurorte und Heilbäder, die für die Therapien in Frage kommen. Mit der ambulanten Kur sollen Patienten auf einen selbständigen Umgang mit den Problemen vorbereitet werden. Die ambulante Kur soll ein Bewusstsein für die Krankheit und die möglichen Therapieformen schaffen, sodass ein Patient diese selber anwenden kann.
Was ist eine stationäre Kur?
Dem gegenüber steht die stationäre Kur. Sie wird in einem akuten Krankheitsfall angewendet. Dabei handelt es sich um eine dreiwöchige Vollzeitkur, deren Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Bei einem akuten Bedarf kann dieser Zeitraum auch verlängert werden. Nachdem die Kostenübernahme bewilligt wurde, wird die Krankenasse beginnen, eine geeignete Einrichtung für den Patienten zu finden. Trotz der Kostenübernahme muss der Patient einen Teil der Kosten tragen. Im Normalfall handelt es sich um zehn Euro pro Behandlungstag. Grundsätzlich muss beachtet werden, dass eine stationäre Kur erst dann in Frage kommt, wenn die Möglichkeiten von ambulanten Therapien berreits ausgeschöpft sind. Das Ziel einer stationären Kur ist, dass der Patient nach dem Abschluss wieder vollständig erwerbsfähig ist.
Genau genommen handelt es sich bei einer stationären Kur also um eine Rehabilitatsmaßnahme. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird allerdings nicht eindeutig unterschieden. Eine „Reha“ wird häufig mit dem Begriff der Kur gleichgesetzt. Weil sowohl für eine Rehabilitation als auch für eine Versorge der Begriff Kur nicht treffend ist, ist er inzwischen für keine der beiden Varianten mehr aktuell. Im Alltag verwenden wir ihn allerdings weiterhin.
Welche Arten von Kuren gibt es außerdem?
Schon für Kinder gibt es geeignete Kuren. Wenn ein Kind an einer chronischen Krankheit leidet, kann eine Kur wichtig sein, um Folgen für die Zukunft zu vermeiden. Denn eine recht- und frühzeitige Behandlung kann Schäden vorbeugen. Damit bleibt das Kind gesund und kann wie Gleichaltrige am Schulalltag und Gemeinschaftsleben teilnehmen. Eine Kinderkur ist für die betroffenen Kinder häufig aus dem Grund eine schwierige Zeit, weil sie für einen Zeitraum von vier Wochen in einem völlig neuen Umfeld leben. Die Kostenträger sorgen allerdings dafür, dass das Kind in einer altersgerechten Gruppe betreut wird. Um die Versäumnisse in der Schule so gering wie möglich zu halten, wird es während der Kur unterrichtet. Dazu werden gemeinsam mit anderen Kindern Lerngruppen gebildet. Auch bei einer Kinderkur kann der Zeitraum der Therapie in schwerwiegenden Fällen verlängert werden.
Bei einer Mutter-Kind-Kur oder einer Vater-Kind-Kur können Kinder gemeinsam mit einem Elternteil in die Kur fahren. Dabei sollte aber beachtet werden, dass es in erster Linie um ein Elternteil geht, das kurbedürftig ist. Doch die Kostenträger ermöglichen diese Therapie auch, wenn sowohl das Elternteil als auch der Nachwuchs eine Kur benötigt.
Über eine Eltern-Kind-Kur nachgedacht werden, wenn die Trennung vom Kind für das Elternteil eine zu große psychische Belastung darstellt. Außerdem ist die Mitnahme des Kindes möglich, wenn einer der folgenden Faktoren erfüllt ist: Auch das Kind ist gesundheitlich gefährdet oder krank, das Verhältnis zwischen den Kindern und den Eltern belastet ist oder das Elternteil keine Möglichkeit hat, um das Kind während seiner Abwesenheit von einer Person adäquat betreuen zu lassen. Eine gemeinsame Kur mit einem Kind ist allerdings nur möglich, wenn das Kind jünger als 12 Jahre ist. Für behinderte Kinder gilt diese Altersbeschränkung hingegen nicht.
Krankenkassen bezeichnen auch wohnortnahe Reha-Maßnahmen als Kur. Dabei handelt es sich um beispielsweise um Therapien im Bereich des Rehabilitationssports und des Funktionstrainings. Diese Therapien zielen darauf ab, durch regelmäßige Sitzungen Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Der betroffene Patient soll nach Ablauf der Kur selbständig das Bewegungstraining ausüben können. In der Regel erstreckt sich das Training über einen einen Zeitraum von 18 Minuten, in dem der Patient 50 Übungseinheiten wahrnehmen kann. Die Sitzungen haben jeweils eine Länge von 30 bis 45 Minuten. Diese Art der ambulanten Kur lässt sich für Arbeitnehmer vergleichsweise einfach in den Alltag integrieren. Sie brauchen keinen Urlaub nehmen, um diese Therapie wahrnehmen zu können.
Fazit: Das sollten Sie über Kuren wissen
Eine Kur ist bei vielen Patienten die letzte Hoffnung, um eine chronische Krankheit zu bekämpfen oder zu lernen, mit ihr umzugehen. Zuvor geht meist eine ganze Reihe von ambulanten Behandlungen oder stationären Krankenhausaufenthalten voraus, die aber nicht den gewünschten Heilungseffekt erzielt haben. Weil in einer Kur zum Teil neue Ansätze der Therapie verfolgt werden können und auch die geografische Trennung vom gewohnten Umfeld eine positive Wirkung auf den Körper haben kann, sollte bei langwierigen Erkrankungen auf jeden Fall erwägt werden, eine Kur zu beantragen. Doch nicht selten scheitert das an einer raschen Kostenübernahme. Patienten werden auf die lange Bank geschoben und müssen erst eine weitere erfolglose Therapie über sich ergehen lassen, ehe endlich eine Kur bewilligt wird.
Deswegen sollten sich auch die Patienten mit dem Thema befassen. So können Sie selber in den Dialog mit dem Kostenträger treten und über eine Übernahme der Kosten verhandeln. Einen Widerspruch gegen die Entscheidung einzulegen, hat recht hohe Erfolgsaussichten. Dieser Text hat Ihnen das nötige Handwerkszeug gegeben, um im Falle einer Ablehung besser argumentieren zu können.