Kuren wegen Adipositas
Wir leben in einem Wohlstandsland. Überall ist zu jeder Tages- und Nachtzeit Essen und Trinken vorhanden. Dabei muss es besonders schnell gehen, da man einen stressigen Alltag hat. Mütter und Väter haben keine Zeit mehr, für ihr Kind zu kochen. Stattdessen gibt es eine Tiefkühlpizza.
Auch bei Berufstätigen ist auf Grund des Zeitmangels Fast Food hoch im Kurs. Pommes, Burger und Döner hinterlassen ihre Spuren auf den Hüften. Zudem kommen zuckerhaltige Getränke, Geschmacksverstärker und Süßigkeiten hinzu. Eine Packung Chips vor dem Fernseher ist aber auch zu verführerisch. Natürlich kann man diese Speisen alle hin und wieder zu sich nehmen. Dagegen spricht nichts. Dennoch muss man sie in Maßen genießen. Wer das Maß hierbei verliert, nimmt schnell an Gewicht zu. Wird man in jungen Jahren bereits früh an Fast Food gewöhnt, schmecken einem natürliche Speisen später nicht mehr, da die Geschmacksnerven abstumpfen. Bei diesem Überangebot an ungesundem Essen ist es kein Wunder, dass wir immer dicker werden. Hinzu kommt die fehlende Bewegung. Daher leiden auch immer mehr Menschen unter Adipositas, der sogenannten Fettsucht.
Wer als adipös gilt, hat einen Body Mass Index – kurz BMI – von über 30. Den BMI kann man ganz einfach berechnen. Hierzu teilt man das Körpergewicht durch die Größe in Zentimeter zum Quadrat. Normalgewichtige erwachsene Menschen haben einen BMI zwischen 19 und 25. Darunter ist man untergewichtig, ab einem Wert über 25 übergewichtig und ab einem Wert von 30 adipös. Hierbei unterscheidet man weitere drei Stadien, welche in Fünfer-BMI-Schritten nach oben steigen. Im Adipositas Stadium III befinden sich also Menschen mit einem Body Mass Index über 40. Fettsüchtige Personen kennen in der Regel kein Sättigungsgefühl mehr. Sie haben es verlernt, auf die Signale ihres Körpers zu hören. Aus dem Teufelskreis aus wenig Bewegung, fehlenden sozialen Kontakten und Frustessen kommen nur die aller wenigsten alleine raus. Daher ist eine Kur bei Adipositas sehr empfehlenswert. Schließlich geht es hierbei auch darum, Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislaufproblemen und Organversagen vorzubeugen. Um eine Kur von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen, muss der Hausarzt eine Fettsucht attestieren und den gesundheitlich bedenklichen Zustand des Patienten schildern. Mit diesem Attest kann man dann eine Kur beantragen.
Während einer Kur kümmert sich ein Team aus Ärzten, Psychologen, Physiotherapeuten, Ernährungsberatern und Sportlehrern um die Gäste. Hier geht es um die langfristige Gewichtsreduktion und den bewussten Umgang mit Nahrung. Dafür macht man während einer Adipositas-Kur viel Sport. Am Anfang sind dies leichte körperliche Betätigungen, wie spazieren gehen. Mit viel Übergewicht ist dies ziemlich anstrengend. Auch schwimmen und Wassergymnastik bieten sich hier besonders an. Durch die Tragkraft des Wassers fühlt man sich leicht und die übergewichtigen Gäste bemerken ihre Leiden wie Rückenschmerzen oder Gelenkprobleme nicht. Zu der täglichen Bewegung kommt gesunde Ernährung hinzu. Zuckerhaltige Speisen und Getränke sind verboten, ebenso kommen keine fettigen Speisen oder Fertiggerichte auf den Tisch. Die Kurgäste lernen in Seminaren und Kochkursen, was gut für sie ist und welche Lebensmittel ihrem Körper schaden. Um eine solche Kur nicht anzubrechen, braucht man vor allem am Anfang viel Willenskraft. Schließlich ist es nicht einfach plötzlich statt Massen von Süßspeisen und Fast Food Salate und mageres Fleisch zu essen.
Da auch zunehmend bereits Kinder und Jugendliche an Adipositas erkranken, gibt es spezielle Klinken nur für diese Zielgruppe. Zum Beispiel hat sich die Klinik Schönsicht in Berchtesgaden auf extrem übergewichtige Kinder und Jugendliche spezialisiert. Wie die Erwachsenen müssen hier die Kleinen den Umgang mit Nahrung neu erlernen. Hierzu werden sie ab dem Schulkindalter in Gruppen betreut. Im Kindergartenalter dürfen Eltern noch mit in die Klinik einziehen. Hier gibt es sogar einen Kindergarten, in welchem die Jüngsten vormittags spielen können. Denn Kindern soll in dieser Klinik auf spielerische Weise der richtige Umgang mit Lebensmitteln beigebracht werden. Sie sollen lernen, dass Bewegung und Sport Spaß bringen und dass gesunde Ernährung ebenfalls schmecken kann. Zum ersten Mal erfahren hier viele Kinder Bestätigung. Da alle übergewichtig sind, gibt es hier keine Hänseleien wegen der Figur. So können auch Freundschaften entstehen. Nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase mit Heimweh fühlen sich viele Kinder und Jugendliche nach einiger Zeit in der Klinik richtig wohl.
Da immer mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene dicker werden, werden Adipositas-Kuren immer mehr benötigt werden. Eine Kur bei extremem Übergewicht ist sehr sinnvoll, um gefährlichen Erkrankungen vorzubeugen und ein normales, aktives Leben zu ermöglichen.