Kur bei chronischen Rückenschmerzen
Rückenschmerzen gehören zu den Top Volkskrankheiten in Deutschland. Statistisch gesehen leiden rund 75 Prozent der Bevölkerung an den unangenehmen Kreuzschmerzen, das sind acht bis zehn Millionen Deutsche. Sie bilden die dritthäufigste Diagnose bei deutschen Hausärzten und mit rund 69 Prozent sind Rückenschmerzen die häufigste Ursache von chronischen Schmerzen. Unterschieden wird dabei immer zwischen akuten und chronischen Rückenschmerzen. Akute Schmerzen im Kreuz dauern maximal sechs Wochen an und klingen in dieser Zeit ab. Chronische Rückenschmerzen gehen weit über sechs Wochen hinaus, dauern sogar oft mehr als 12 Wochen an. Zudem kehren chronische Rückenschmerzen immer wieder zurück und klingen nie ganz ab.
Patienten mit akuten Rückenschmerzen leiden nur selten länger an ihren Beschwerden. Etwa zehn Prozent von ihnen leiden auch länger als sechs Wochen an ihren Rückenschmerzen. Manchmal kommt der Schmerz dann auch wieder – nicht selten erst Monate oder Jahre später – aber mit derselben Intensität.
Ursachen und Folgen von chronischen Rückenschmerzen
Die Ursachen für chronische Rückenschmerzen setzen sich meist aus körperlicher und seelischer (Über-)Belastung zusammen. Beide Aspekte müssen bei der Behandlung gleichwertig betrachtet und ihnen entgegengewirkt werden. Sehr häufig leiden Menschen mit einer negativen Grundeinstellung, übermäßigem Stress, mit depressiven Phasen und Arbeitslose unter chronischen Rückenschmerzen. Als Auslöser kommen diese Negativ-Faktoren in Frage. In ein paar Fällen kann der Rückenschmerz zu einer eigenständigen Schmerzerkrankung werden.
Chronische Rückenschmerzen werden oft als Ursache für Arbeitsunfälle oder sogar ARbeits- und Berufsunfähigkeit genannt. Daher ist es umso wichtiger, vor- und nachbeugend dagegen vorzugehen. Das funktioniert beispielsweise sehr gut mit einer Kur.
Was tun gegen chronische und wiederkehrende Rückenschmerzen?
Wer lange und viel an Rückenschmerzen leidet, wird nicht bis zur Rente arbeitsfähig sein. Das betrifft sowohl körperlich schwer arbeitende Menschen als auch Leute, die ihren Beruf sitzend im Büro ausüben. Jeder Rückenschmerzpatient, dessen Schmerzen wiederkehrend sind, sollte daher gut vorbeugen. Eine Möglichkeit ist eine Kur, bei der der Patient lernt, sich regelmäßig zu bewegen und die Muskulatur im Rücken und am Bauch zu stärken und zu trainieren. Diese Bewegung zu lernen, hilft nicht nur in der akuten Schmerzphase, sondern sollte vor allem vor- und nachbeugend beherzigt werden. In Kombination mit Entspannungstechniken und Stressbewältigungstherapien wirkt die Bewegung noch effektiver gegen chronische Rückenschmerzen. Während einer Kur kann man solche Stressbewältigungsstrategien und die verschiedensten Entspannungstechniken erlernen und dieses Wissen mit nach Hause nehmen. Ebenfalls hilfreich gegen Rückenschmerzen ist das rückenfreundliche Heben von schweren Lasten, welches man ebenfalls durch erfahrene Ärzte, Physiotherapeuten und Psychologen erlernen kann. Dabei geht es um Strategien der multimodalen Therapie.
Wer bekommt eine Kur bei chronischen Rückenschmerzen?
Um chronische Rückenschmerzen also zu vermindern oder ihnen langfristig vorzubeugen, kann eine Kur sinnvoll sein. Aber wie stehen die Chancen, eine solche Kur bewillig zu bekommen? Unter bestimmten Umständen stellen Ärzte eine Kurempfehlung für ihre gesetzlich krankenversicherten Patienten aus. Diese Kurempfehlung gilt der Vorbeugung, Rehabilitation oder Verminderung von bereits bestehenden chronischen Schmerzen des Rückens. Dabei stellt die Kur eine Ergänzung zu ambulanten medizinischen Behandlungen und Therapien dar. Bei der Kur geht es nicht um einen Erholungsurlaub, den die Krankenkasse bezahlt, sondern um ein medizinisches Therapieprogramm zur Therapie und Prävention von chronischen Rückenleiden. Je nach Krankheits- und Beschwerdebild finden verschiedene Therapien Anwendung, von Bewegung und Sport bis hin zu Massagen und manueller Therapie.
Bescheinigen kann die Kurempfehlung nur der behandelnde Arzt, der den Krankheitsverlauf, die Beschwerden und die Möglichkeiten des Patienten begleitet und kennt. Generell stehen gesetzlich Versicherten alle drei Jahre Vorsorge- und Rehabilitationskuren zu. Einzig Voraussetzung ist, dass die Kur als ambulante Vorsorgeleistung in anerkannten Kurorten stattfindet. Der Arzt muss zudem bescheinigen, dass ambulante Maßnahme nicht mehr reichen und eine mindestens dreiwöchige stationäre Kur nötig ist. Wenn die gesundheitlichen Beschwerden sehr schwerwiegend sind, kann auch eine längere Kur beantragt werden. Die Kosten für eine solche stationäre Kur übernimmt die Krankenkasse aber normalerweise nur alle vier Jahre. Ist aus medizinischer Sicht eine frühere Wiederholung der Kur gegen die chronischen Rückenschmerzen notwendig, können die Patienten auch mit einem Dringlichkeitsantrag auf eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse vor Ablauf der vier Jahre hoffen.
Wer bezahlt die Kur?
Die gesetzliche Krankenkasse ist der Ansprechpartner, wenn es um die Kostenübernahme einer stationären Kur bei chronischen Rückenschmerzen geht. Die Krankenkasse informiert auch über alle geltenden Regelungen sowie die nötigen Antragsformulare und Unterlagen. Die Kasse prüft auch die Empfehlung des behandelnden Arztes für die Kur und hat dabei auch Einblick in die Krankenakte. Bei Bedarf kann die Krankenkasse weitere körperliche Untersuchungen von neutralen Ärzten in Auftrag geben. Wenn man als Patient einen positiven Bescheid von der Krankenkasse bekommt, übernimmt diese oder die Rentenkasse die Kosten für die stationäre Kur. Es gibt aber auch eine Selbstbeteiligung, die die Patienten selbst tragen müssen. Dieser Beitrag hängt von der Art und der Dauer der Kur ab, aber auch von der Kranken- oder Rentenkasse. Gängig ist eine Zuzahlung von zehn Euro pro Tag bei stationären Rehabilitations- und Vorsorgemaßnahmen. Bekommt der Patient eine ambulante Kur in anerkannten Kurorten, bekommt er einen Zuschuss von bis zu 13 Euro pro Tag für Fahrtkosten, Verpflegung und Kurtaxe. Leidet der Patient an chronischen Schmerzen, bekommt er in der Regel sogar einen Zuschuss von 21 Euro pro Tag. Die Krankenkasse übernimmt ungefähr 90 Prozent der Heilmittelkosten, die restlichen zehn Prozent bezahlt der Versicherte selbst. Die Belastungsgrenze von ein bis zwei Prozent des Brutto-Familieneinkommens wird hierbei immer eingehalten. Die individuellen Kosten berechnet die Krankenkasse. Somit weiß der Patient vorab bereits über die Höhe der Selbstbeteiligungskosten Bescheid und kann einplanen, was ihn die Kur bei chronischen Rückenschmerzen kostet.
Der Weg zur Kur bei chronischen Rückenschmerzen
– Behandelnden Arzt aufsuchen und anhand der eigenen Krankengeschichte und aktuellen Beschwerden die Dringlichkeit einer Kur gegen chronischen Rückenschmerzen im Kurantrag bescheinigen lassen.
– Kurempfehlung und Kurantrag bei Krankenkasse einreichen
– Krankenkasse informiert über Art der Kur und Höhe der Kostenübernahme und genehmigt den Kurantrag (oder lehnt ihn ab)
– Bei Genehmigung kann die Kurreise gebucht werden
Was kann eine Kur gegen chronische Rückenschmerzen bewirken?
Sicherlich ist eine Kur in erster Linie eine Pause vom Alltag und den damit verbundenen Stress- und Belastungssituationen. Aber eine Kur beinhaltet auch ein sehr umfangreiches, vielseitiges medizinisches Behandlungsprogramm. Dieses Programm wird speziell auf das individuelle Bedürfnis des Patienten angepasst und soll bisherige Therapien gegen die chronischen Rückenschmerzen unterstützen und auch ergänzen. Inbegriffen in ein solches Therapieprogramm ist häufig auch die psychologische Unterstützung. Auch gehören Massagen und manuelle Therapieformen sowie Entspannungsübungen zu einem Kurprogramm für Rückenkranke. Chronische Rückenschmerzen werden vielfältig behandelt. Oft kommt der Einsatz von Wärme und/oder Kälte hinzu. Diese Maßnahmen gehören in die Sparte der Physiotherapie, zum Beispiel warme Fango- und Moorpackungen, heiße Wickel und Wärmepflaster aber auch Rotlicht und Bäder.
Warum eine Kur gegen chronische Rückenschmerzen so sinnvoll ist
Rückenschmerzen sind heutzutage ein häufiger Grund für Langzeitkrankenstände. Eine Rehabilitation wird meist nach langwierigen Erkrankungen oder Unfällen genehmigt und soll dabei helfen, die Patienten wieder selbstständiger für den Alltag zu machen und zurück ins Arbeitsleben zu führen. Eine Kur ist im Gegensatz dazu eher eine Vorsorgemaßnahme. Diese hat den Zweck, den Gesundheitszustand von den Patienten aufrecht zu erhalten und chronische Rückenschmerzen zu lindern. Rehas finden meist nach akuten Krankheitsverläufen statt. Kuren werden oft von Patienten in Anspruch genommen, die an chronischen, entzündlichen und degenerativen Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates leiden. Die meisten Patienten, die ständige, chronische Rückenschmerzen haben, sind oft über lange Zeit krankgeschrieben und nicht arbeitsfähig. Nach einer Reha oder Kur kann in der Regel die Hälfte der Patienen wieder ins Berufsleben einsteigen. Chronische Rückenschmerzen ist ein sehr weitgefächerter Begriff. Es kann dabei um muskuläre Rückenschmerzen gehen, oder aber um Abnutzung von Wirbelkörpern, Verkrümmung der Wirbelsäule, Wirbelkörperschäden durch Knochenschwund sowie um Bandscheibenschäden und –vorfälle.
Bei einer Kur werden die Schmerzen der Patienten gelindert und sie bekommen nützliche Hinweise und Informationen, wie sie mit dem Leiden umgehen können. Oftmals sind chronische Schmerzen auch die Folge von chronisch falschem Verhalten im Alltag, zum Beispiel zu wenig oder falsche Bewegung, falsches Sitzen, Liegen oder Heben. Auch eine ungesunde Lebensweise, die Rauchen und Übergewicht mit einschließt, begünstigt oft chronische Rückenschmerzen. Ganz wichtig ist es auch, dass in der Kur die psychischen Faktoren mit behandelt werden.
Die Kur
Eine Kur dauert mindestens drei Wochen, wird aber oftmals auch verlängert. Zu Beginn einer Kur wird der Patient ärztlich untersucht und gegebenenfalls werden andere Laborwerte eingeholt, um sich ein Gesamtbild der Situation zu machen und die Basis für den folgenden Therapieplan zu schaffen. In der Regel setzt sich der Behandlungsplan bei einer Kur wegen chronischen Rückenschmerzen wie folgt zusammen:
Heilgymnastik: Die Heilgymnastik wird auch Bewegungstherapie genannt. Hierbei werden den Patienten bestimmte Bewegungsabläufe beigebracht und immer wiederholt, damit sich die Koordination und die Körperhaltung verbessert. Schmerzen können dadurch gelindert, eventuelle Schäden wieder behoben werden. Bei der Heilgymnastik wird viel mit Dehn-, Stärkungs- und Gleichgewichtsübungen gearbeitet, die auf große und kleine Muskeln des Rückens abzielen. Physiotherapie: Die Physiotherapie soll die Beweglichkeit und auch die Schmerzfreiheit wieder herstellen. Hierzu gehört auch manuelle Therapie, bei der Physiotherapeuten die Funktionseinschränkungen beheben.
Massagen: Massagen gehören zu den sogenannten physikalischen Therapien und gehören ebenfalls zur Physiotherapie. Es werden Verspannungen in der Muskulatur gelöst und die Durchblutung angeregt. Oft wird die Massage mit Infrarotbestrahlung oder Wärmeanwendungen kombiniert. Moderne Kureinrichtungen bieten verschiedene Massagen an, unter anderem die klassische, die Bindegewebs-, die Unterwasser- oder Hydro-Jet-Massage sowie Lymphdrainagen und Reflexzonenmassagen.
Rückenschule: Hierbei lernen die Patienten falsche Bewegungsabläufe und Haltungsfehler im Alltag zu vermeiden.
Elektrotherapie: Hierbei werden Elektroden auf die Haut geklebt und kurze Stromschläge übertragen. Blutgefäße und Nerven reagieren auf die Stromstöße und können Schmerzen und Lähmungserscheinungen beheben oder lindern.
Wirbelsäulen-Training: Dieses Training funktioniert in der Regel mit speziellen Geräten, die Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule beim Dehnen, Strecken, Beugen und zur Seite Neigen feststellen und beheben sollen.
Extension der Wirbelsäule: Bei dieser Therapie wird die Wirbelsäule gedehnt und entspannt. Somit verbessert sich die Beweglichkeit und die Bandscheiben werden entlastet.
Heilbäder und Heilpackungen: Sind oft Bestandteil der Physiotherapie, werden aber gesondert aufgelistet. Sie gehören zu den physikalischen Therapien. Dazu gehören Fango-, Heilerde-, Moorpackungen. Je nach Inhalt wird eine bestimmte Wirkung erzielt.
Hydrotherapien: Diese Therapie kommt nach Kneipp und es wird die Temperatur des Wassers zur Heilung von Rückenschmerzen eingesetzt. Wärme löst Verspannungen, Kälte hingegen hilft bei akuten Schmerzen.
Psychotherapie: Meist spielen bei chronischen Rückenschmerzen auch psychische Fakten eine Rolle. Seelische Belastung kann zu Fehlhaltungen und Verkrampfungen führen, die dann wiederum zu Rückenschmerzen führen. Im Rahmen einer Kur wird nicht selten auch eine psychologische Beratung angeboten. Hierzu gehören auch Entspannungstechniken wie Muskelrelaxation, autogenes Training und Meditation.
Ernährungsberatung: Hier lernen die Patienten eine gesunde Ernährung und was diese für eine gesunden Rücken tut.
Informationsveranstaltungen zu der Erkrankung: die Patienten werden ganzheitlich über ihre Krankheit oder ihre Beschwerden aufgeklärt und informiert, damit auch der Umgang mit den Problemen einfacher wird.
Fazit
Gerade chronische Rückenschmerzen können dazu führen, dass man nicht nur den Alltag nicht mehr bewältigen kann, sondern auch arbeits- und erwerbsunfähig wird. Daher ist eine Therapie ungemein wichtig. Eine Kur bei chronischen Rückenschmerzen kann vorbeugend aber auch lindernd auf die Schmerzen wirken und ein normales Alltagsleben ermöglichen. Kuren sind auf ganzheitliche Behandlungskonzepte ausgerichtet, die innerhalb kurzer Zeit zu Erfolgen führen können und den Patienten auf ein besseres Verständnis und einen besseren Umgang mit den Schmerzen vorbereiten.