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Zöliakie – Symptome, Diagnose und Behandlung

Bei der Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung an der ca. 1 % der weltweiten Bevölkerung betroffen ist. Ausgelöst wird diese vom Klebereiweiß Gluten, was in vielen Getreidesorten, wie beispielsweise Weizen, Roggen und Dinkel, enthalten ist. Durch den Verzehr von Gluten kommt es dabei zu Entzündungen und Schädigungen der Dünndarmschleimhaut. Die Diagnose gestaltet sich leider oftmals recht schwierig, da die Symptome sehr unspezifisch sind.

Was ist Zöliakie?

Die Autoimmunerkrankung Zöliakie ist eine chronische Erkrankung, die durch den Genuss glutenhaltiger Speisen ausgelöst wird. Gluten kommt in folgenden Getreidesorten vor: Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel, Grünkern, Kamut, Einkorn, Emmer und Triticale. Bei den letzten sechs Getreidearten handelt es sich um Abstammungen und Kreuzungen der vier zuvor genannten Sorten.

Gluten ist ein bestimmtes Eiweiß, das sowohl elastisch als auch stabil ist. Mit diesem Klebereiweiß entsteht leichtes und luftiges Gebäck ohne dem es nicht möglich wäre unter anderem traditionelle Kuchen, Brote und Croissants herzustellen. Grundsätzlich besteht das Protein aus zwei Gruppen: Den Prolaminen und den Glutelinen. Weizengluten beispielsweise besteht aus Gliadin sowie Glutenin und Roggengluten aus Secalin sowie Secalinin. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu erwähnen, dass Gluten erst dann entsteht, wenn sich das Eiweiß mit einer Flüssigkeit verbindet, wie z. B. Weizenmehl, das mit Wasser vermischt und geknetet wird.

Bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung führt der Verzehr glutenhaltiger Speisen und Lebensmittel in weiterer Folge zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Das führt dazu, dass die Dünndarmfunktion enorm beeinträchtigt und die Nährstoffaufnahme gestört wird. Dadurch leiden diese Personen unter Verdauungsstörungen, Mangelzuständen und vielen weiteren eher unspezifischen Symptomen.

Zöliakie

Zöliakie ©iStockphoto/Highwaystarz-Photography

Wird die Zöliakie nicht erkannt bzw. nicht behandelt, so verändert sich die Dünndarmschleimhaut folgendermaßen: Die Dünndarmzotten, kleine Vorwölbungen der Oberfläche der Schleimhaut, verschwinden fast gänzlich und es kommt zu einer sogenannten „Zottenatrophie“. Durch das kürzer werden der Darmzotten kann der Dünndarm die Nährstoffe nicht mehr ausreichend aufnehmen.

Wer nach der Diagnose jedoch eine strikte glutenfreie Ernährung einhält, sorgt dafür, dass sich die Dünndarmschleimhaut wieder gut erholt. Bereits nach wenigen Tagen ohne Gluten bessert sich der Allgemeinzustand des Patienten. Im Laufe einiger Monate werden sowohl die Blutergebnisse normal und die Dünndarmschleimhaut ist von einer gesunden nicht mehr zu unterscheiden.

Welche Symptome weisen auf eine Zöliakie hin?

Klassische Symptome einer Zöliakie umfassen fast gänzlich alle gängigen Probleme des Magen- und Darmtrakts, wie beispielsweise ein aufgeblähter Bauch oder Durchfall. Im Verlauf der Krankheit kann es darüber hinaus zu einem Gewichtsverlust, Konzentrationsstörungen, Muskel- und Gelenksschmerzen sowie Nährstoffmängel kommen. Weitere mögliche Symptome sind:

• Blutarmut
• Krankheitsgefühl
• Müdigkeit
• Erbrechen
• Launenhaftigkeit
• Juckende Bläschen auf der Haut

Leider sind die klinischen Symptome sehr untypisch bzw. unspezifisch, sodass viele Menschen ihr ganzes Leben unwissentlich darunter leiden. Zöliakie bei Kindern zeigt sich oftmals am Ende des ersten oder am Beginn des zweiten Lebensjahres. Beim Übergang von der Milchernährung auf Getreidebrei-Nahrung kann es zu abnormen Stühlen und gelegentlichem Erbrechen sowie Misslaunigkeit kommen. Bei älteren Kindern kann es zu Verhaltensstörungen, Anämie und Entwicklungsstörungen kommen.

Grundsätzlich kann diese Autoimmunerkrankung in jedem Lebensalter auftauchen, eine wesentliche Rolle dabei spielen aber die Erbfaktoren. Sind Eltern betroffen, entwickelt sich auch oft bei ihren Kindern diese Krankheit.

Das Beschwerdebild ist sehr vielfältig und zusätzlich davon abhängig, ob die Erkrankung bereits als Kind oder als Erwachsener ausbricht. Viele der auftretenden Symptome sind durch Mangelerscheinungen zu erklären, da der geschädigte Dünndarm die Vitamine, Mineralstoffe, Fette und Kohlehydrate nicht mehr ausreichend aufnehmen kann. Durch den strikten Verzicht auf Gluten nach der Diagnose verschwinden die Symptome nach einiger Zeit wieder gänzlich.

Wer ist von Zöliakie betroffen?

In Mitteleuropa wurde bisher davon ausgegangen, dass lediglich jede tausendste Person an Zöliakie leidet. Neueste Untersuchungen belegen aber eine weitaus höhere Dunkelziffer. Demnach sollte jeder Hundertste bis Dreihundertste davon betroffen sein. Weltweit leiden zwar in etwa 1 % aller Menschen an Zöliakie, doch in vielen Fällen sind die Symptome und Beschwerden aber leider so schwach ausgeprägt, sodass es bei 80 – 90 % der Erkrankten nicht bemerkt bzw. erkannt wird.

Generell tritt die Krankheit in jedem Alter auf. Es gibt jedoch zwei Lebensphasen, in denen sich die Diagnosestellung häuft: der erste Häufigkeitsgipfel ist in den ersten Lebensjahren und der zweite findet zwischen dem 25. Und 40. Lebensjahr statt. Darüber hinaus sind Frauen weitaus häufiger betroffen als Männer. Ist in der Familie bereits jemand an Zöliakie erkrankt, so besteht auch hier ein erhöhtes Risiko auch daran zu erkranken. Autoimmunerkrankungen an sich kommen oft nicht allein, das heißt leidet jemand bereits unter einer Autoimmunerkrankung wie beispielsweise Diabetes Typ 1, dann ist auch das Zöliakierisiko erhöht.

Wie wird die Autoimmunerkrankung diagnostiziert?

Aufgrund des unspezifischen Beschwerdebildes ist die Zöliakie leicht mit anderen Nahrungsmittelallergien oder -intoleranzen zu verwechseln. Am Beginn der Diagnose steht immer das Gespräch mit einem Arzt und der Erhebung der Krankengeschichte. Daraufhin erfolgen weitere körperliche Untersuchungen, um der Erkrankung auf den Grund zu gehen. Besteht ein Verdacht auf Zöliakie, erfolgt die Diagnose in zwei weiteren Schritten: der Biopsie der Schleimhaut des Zwölffingerdarms und einer Blutuntersuchung.

Bei der Blutuntersuchung wird das abgenommene Blut im Labor auf charakteristische Antikörper untersucht. Kann ein bestimmter Wert dieser Antikörper nachgewiesen werden, verhärtet sich der Verdacht auf die Autoimmunerkrankung. Können diese nicht nachgewiesen werden, heißt es aber noch nicht, dass die Erkrankung zu hundert Prozent ausgeschlossen werden kann. Zusätzlich können bei der Blutuntersuchung auch eine Anämie (Blutarmut), Mangelerscheinungen und/oder Entzündungen festgestellt werden. Um die Diagnose Zöliakie zu stellen, reicht aber ein Bluttest nicht aus und daher muss der Nachweis der Antikörper durch eine Dünndarmbiopsie bestätigt werden.

Im Rahmen einer Magen- bzw. Zwölffingerdarmspiegelung werden kleine Gewebeproben aus dem obersten Dünndarmabschnitt entnommen und im Anschluss daran genau untersucht. Anhand von Veränderungen der Dünndarmzotten kann eine endgültige Diagnose gestellt werden. Wichtig ist ohne einer eindeutigen medizinischen Diagnose keine glutenfreie Diät zu beginnen, da diese nicht nur aufwendig und teuer ist, sondern auch die Zöliakiediagnose erschweren kann.

Wie erfolgt die Behandlung bei Zöliakie?

Die einzige Möglichkeit eine Zöliakie zu behandeln, ist der strikte Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel. Da bereits die kleinsten Mengen an Gluten Entzündungen der Dünndarmschleimhaut hervorrufen können, ist es wichtig diese strenge Diät lebenslänglich einzuhalten. Nur dadurch können schwerwiegende Folgen, wie etwa Darmtumore, vermieden werden. Deshalb ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung für Patienten unumgänglich.

Menschen mit einer Zöliakie dürfen kein Gluten zu sich nehmen, was unter anderem in den Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste und Hafer enthalten ist. Daher muss vor allem bei Brot, Mehlspeisen, Gebäck, Nudel und Bier auf deren Glutengehalt geachtet werden. In der Lebensmittelindustrie wird das Klebereiweiß auch oft als Bindemittel oder Stabilisator eingesetzt und ist daher auch in Produkten beinhaltet, wo man es eigentlich nicht vermuten würde. Häufig findet sich Gluten unter anderem in Wurst, Chips, Eis oder anderen verarbeiteten Lebensmitteln.

Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an glutenfreien Nahrungsmitteln und das nicht nur in Reformhäusern, sondern sogar in Drogeriemärkten und Discountern. Hilfreich ist es beim Einkauf auf das Symbol für Glutenfreiheit, eine durchgestrichene Getreideähre, zu achten.

Wie kann der Therapieerfolg bei erfolgreicher Behandlung kontrolliert werden?

Nach etwa drei bis sechs monatigem Verzicht auf Gluten, erfolgt die erste Kontrolle bei einem Gastroenterologen bzw. Facharzt für Kinderheilkunde. Mit der Hilfe des Antikörpernachweises im Blut kann der erste Therapieerfolg überprüft werden. Dieser Wert sollte im Gegenzug zum Blutwert vor der Diagnose bereits merklich abgefallen sein. Sollte dies nicht der Fall sein, so muss eine Diätberatung erfolgen, in der die Diätfehler aufgedeckt werden.

Nachdem sowohl die Antikörper gesunken sowie die Beschwerden besser geworden sind, sollte einmal im Jahr eine Kontrolle beim Facharzt erfolgen. Zusätzlich sollte ein Auge auf die Blutwerte der Schilddrüse, Leber, Eisen, Vitamine und Mineralstoffe geworfen werden. Auch die Messung der Knochendichte sollte alle zwei Jahre erfolgen. Da es sich bei Zöliakie um eine Autoimmunerkrankung handelt, sollte auch auf Anzeichen anderer Autoimmunerkrankungen geachtet werden.

In ganz seltenen Fällen kann auch nach einem oder mehreren Jahren kein Behandlungserfolg festgestellt werden. Hier besteht der Verdacht auf eine sogenannte „refraktäre Zöliakie“, die nur in spezialisierten Zentren mit einer immunsuppressiven Therapie behandelt werden kann.

Auf was sollten Menschen mit Zöliakie zusätzlich achten?

Wenn sich jemand im Haushalt befindet, der unter einer Zöliakie leidet, sollte penibel darauf geachtet werden, Lebensmittel getrennt aufzubewahren und auch beim Kochen eigenes Geschirr sowie einen eigenen Toaster zu verwenden. In Restaurants dürfen nur als glutenfrei ausgezeichnete Speisen gegessen werden. Heutzutage gibt es bereits einige Lokalitäten, die sich auf Nahrungsmittelintoleranzen und Zöliakie spezialisiert haben.

Neben dem Essen ist auch bei Medikamenten Vorsicht geboten, da diese unter Umständen Stärke als Zusatzstoff bzw. Bindemittel enthält. Aufgrund der Dünndarmentzündung bei Zöliakie kann es in weiterer Folge zu einer Laktoseintoleranz kommen, da der Milchzucker nicht mehr ausreichend gespalten werden kann. In diesem Fall dürfen nur noch laktosefreie Milchprodukte verzehrt werden. Da sich die entzündete Dünndarmschleimhaut bei strikter glutenfreier Diät wieder vollkommen erholt, bildet sich meistens die dadurch entstandene Laktoseintoleranz wieder zurück.

Welche Lebensmittel können bei Zöliakie problemlos verzehrt werden?

Es gibt von Natur aus viele Nahrungsmittel die kein Gluten enthalten und daher ohne Bedenken gegessen werden können. Dazu zählen unter anderem:

• Gemüse
• Fisch
• Fleisch
• Obst
• Milch und Milchprodukte ohne Zusätze

Alternativ zu glutenhaltigem Getreide kann hierzu gegriffen werden:

• Reis
• Hirse
• Mais
• Buchweizen
• Quinoa
• Teff
• Amaranth

Vor allem die letzten drei eher exotisch klingenden Getreidearten sind aufgrund des hohen Vitamin- sowie Nährstoffgehaltes sehr empfehlenswert und können der einseitigen Ernährung mit vorbeugen.

Neuste Erkenntnisse zu der Krankheit Zöliakie

Bis jetzt wurde die Ursache der Autoimmunerkrankung vor allem in der Genetik gesucht. Eine Studie, die an Mäusen durchgeführt wurde, zeigt jedoch, dass auch Umweltfaktoren eine große Rolle spielen können. Genauer gesagt eine Infektion mit sogenannten „Reoviren“. Hierfür wurden die Viren den Mäusen injiziert, um die Reaktion des Immunsystems zu beobachten.

Bei einem bestimmten Virenstamm, der auch oftmals Menschen befällt, ist die Autoimmunreaktion heftig ausgefallen, vor allem bei Anwesenheit von Gluten im Darm. Eine Studie der University of Chicago fand schon einige Jahre zuvor heraus, dass Zöliakieerkrankte mehr Reoviren-Antikörper im Blut aufweisen, als gesunde Menschen. Wenn sich also ein Baby mit genetischer Vorbelastung glutenhaltig ernährt, kann die Virusinfektion dafür sorgen, dass die Autoimmunerkrankung ausbricht. Da generell Viren bei Erkrankungen des Immunsystems eine Rolle spielen könnten, könnten diese in weiter Zukunft durch Impfungen vorgebeugt werden.

Eine weitere Ursache kann auch der überzüchtete Weizen darstellen. Die Neuzüchtungen enthalten eine bestimmte Substanz im Saatgut, die den Weizen nicht nur widerstandsfähig, sondern auch witterungs- und schädlingsresistent machen.

Die Europäische Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN) empfiehlt, um das Risiko für Zöliakie zu mindern, Gluten in der Säuglingsernährung nicht vor dem 4. Lebensmonat einzusetzen. Besser ist es zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat Gluten noch während des Stillens in kleinen Mengen zuzufüttern. Genauso wie der zu frühe Einsatz von Gluten, sollte der späte Kontakt mit Gluten (Glutenexposition) nach dem siebenten Lebensmonat vermieden werden.

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